Die Ressourcen-Werkstatt

Nach meinem letzten Urlaub habe ich einen Entschluss gefasst: Ich mache ab sofort keinen Urlaub mehr! Nein, nicht weil der letzte Urlaub so scheußlich war, sondern eher das Gegenteil. Wenn Sie wissen wollen, was mich zu diesem Entschluss geführt hat, lesen Sie meinen Blogbeitrag.

Folgt man der Beschreibung des Wortes „Urlaub“ aus Wikipedia, dann ist Urlaub der Zeitraum für die man von der Arbeitspflicht befreit ist. Als Arbeitnehmer oder Beamter ist dazu die Genehmigung des Arbeitsgebers notwendig.

Im Allgemeinen wird das Wort Urlaub im Zusammenhang mit Erholung oder Erlebnis benutzt.

Urlaub : Arbeit im Verhältnis 1 : 12

In Deutschland haben Arbeitnehmer einen gesetzlichen Erholungsanspruch von mind. vier Wochen im Jahr. Dem gegenüber stehen rund 48 Wochen Arbeit. Selbst in Arbeitsverhältnissen mit sechs Wochen Urlaubsanspruch besteht immer noch ein unausgewogenes Zeit- bzw. Erholungsverhältnis.

Ich stelle mir die Frage, ob das die Ursache für den sogenannten Urlaubsstress ist. Wollen die Menschen in relativ kurzer Zeit so viel Entspannung tanken, dass es für die Arbeitszeit bis zum nächsten Urlaub reicht? Ich gewinne den Eindruck, dass viele dieses Ziel nicht erreichen. „Wie war Dein Urlaub?“ „Super. Aber viel zu kurz. Ich arbeite schon wieder eine Woche und könnte schon wieder in Urlaub gehen.“

Ich kann die Menschen verstehen, die diese Antworten geben. Vor nicht allzu langer Zeit zählte ich mich auch zu dieser Gruppe. Heute denke ich anders. Ausschlaggebend war mein letzter Aufenthalt in der Urlausregion Ramsau am Dachstein. Ein Ort, den ich seit meiner Kindheit kenne und an dem ich seit letztem Jahr die Seminarakademie Alignment Center gegründet habe. Ich nutzte meine Urlaubszeit dort, um ein neues Seminarkonzept auszuarbeiten.

Den Erholungswert bestimmen Geist und Seele – der Körper reagiert nur.

Es gibt viele Arten sich zu erholen. Ferne Länder bereisen, eine Schiffsreise mit allem Luxus durchführen, am Strand in der Sonne liegen oder Wandern in den Bergen.

Es ist so ziemlich egal, welcher Tätigkeit Sie im Urlaub nachgehen. Viel interessanter ist es, zu wissen, WIE Sie es machen. Wenn wir das herausgefunden haben, können wir dies auch im Alltag anwenden. Dazu braucht es keinen Urlaub.

1. Den Augenblick genießen.

Das scheint im Urlaub so ganz von allein zu passieren. Doch ganz so ist es nicht. Begünstig wird dies dadurch, dass Sie oft nichts zu bedenken haben. Kein was war eben, was wird gleich sein. Sie vertrauen darauf, dass andere für Sie da sind. Das Andere sich kümmern. So können Sie sich ganz auf den Moment einlassen.

Ihr Lernwert für den Alltag:

Im Alltag werden wir überwiegend von unserem Ego gesteuert. Das Ego bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es die Geschehnisse mit unseren Erfahrungen und Vorstellungen abgleicht.

Erfahrungen und Vorstellungen verhindern oft, sich zu entspannen.

Stellen Sie sich häufiger die Frage, ob Ihre Erfahrungswerte tatsächlich „Werte“ sind, also im Sinne von wert-voll. Oder führen sie dazu, dass Sie Handlungsalternativen ausblenden? Im Augenblick zu sein, heißt die Dinge nicht zu bewerten, sondern zu beobachten.

Sie wissen auch nicht was morgen sein wird – übrigens gilt dies im Urlaub genauso wie zu jeder anderen Zeit. Was hindert Sie im Alltag, Vertrauen in die Zukunft zu haben? Weil Sie glauben, dass Vorgesetzte, Kollegen, Partner und andere Menschen in Ihrem Umfeld Sie nicht unterstützen wollen? Können Sie sich wirklich sicher sein, dass dies so ist?

Gehen Sie auf die Menschen mit einer unvoreingenommenen, wertschätzenden Haltung zu. Wussten Sie übrigens, dass es ein Grundbedürfnis des Lebens ist, dass die Menschen sich gegenseitig unterstützen wollen? Unabhängig in welcher Beziehung wir zu den Menschen stehen?

Eine wertschätzende Kommunikation lädt Andere dazu ein, Ihre Bedürfnisse zu erfüllen.

2. Neues erkunden.

Der Urlaubsort ist voller Überraschungen. Etwas Neues zu entdecken, weckt Glücksgefühle in uns. Ein deutliches Zeichen, dass dadurch ein weiteres Grundbedürfnis in uns erfüllt wird. An dieser Stelle ist es unwichtig, wie großartig das Neue wirklich ist. Dies kann auch „nur“ der tägliche Sonnenuntergang sein. Am Urlaubsort ist er doch am schönsten! Hier sehen wir alles Neu.

Ihr Lernwert für den Alltag:

Wo fehlt es Ihnen an Neuem im Alltag? Wo überwiegt die Routine? Um sich das Bedürfnis des Neuen zu erfüllen, brauchen Sie nicht gleich den Job wechseln. Nehmen Sie einfach mal einen neue Perspektive ein. Ich nenne es „die Schuhe wechseln“. Treten Sie mal in die Position eines Anderen. „Was würde der Mann/die Frau auf der anderen Straßenseite gerade denken, wenn er sie beobachtet? Welchen Tipp könnte er/sie Ihnen geben, damit Sie etwas Neues entdecken?“

Das Neue ist nur ein Gedanke entfernt.

3. Stressfrei sein.

Ich gehe mal davon aus, dass Sie die meiste Urlaubszeit stressfrei erleben. Ich sehe den Grund darin, dass Sie nichts tun müssen. Die Betonung liegt hier auf „müssen“. Sie können sich frei entscheiden. „Gehe ich zum Strand oder erkunde ich die Umgebung? Esse ich heute Abend inländisch oder suche ich mir ein deutsches Restaurant?“ Sie entscheiden nach Lust und Laune.

Ihr Lernwert für den Alltag:

Wo haben Sie das Gefühl, sich nicht frei entscheiden zu können? In welchen Bereichen erfüllen Sie sich nicht das Bedürfnis nach Selbstbestimmung? Wenn Sie sich diese Fragen stellen, warne ich Sie lieber gleich: Sie werden sehr wahrscheinlich Opfer Ihres inneren Kritikers. Das ist die Stimme, die Ihnen sagt, dass ist so und lässt sich auch nicht verändern. „Ich muss doch… den Job machen, um Geld zu verdienen… das Essen kochen, damit die Kinder essen können, wenn Sie von der Schule kommen… die Wohnung putzen, damit wir…

Ja, warum eigentlich? Wenn Sie denken, „ich muss“ haben Sie Ihre Macht abgegeben. Es fehlt Ihnen an Wahlmöglichkeiten und sehr wahrscheinlich ist Ihnen der wahre Grund, warum Sie das tun was Sie tun, nicht (mehr) bewusst. Schalten Sie doch mal öfter in den „Urlaubsmodus“. Tun Sie so, als wäre alles möglich. Das ist dann wie ein „All-Inklusive-Leben“. Sie haben alle Optionen schon im Voraus bezahlt. Wie würden Sie dann entscheiden? Ist das, wofür Sie sich dann entschieden, wirklich UNMÖGLICH? Ich bin mir sicher: Auch Sie werden etwas finden – und seien es auch nur Kleinigkeiten – worin Sie sich sofort anders entscheiden können.

Das All-Inklusive-Leben ist der natürliche Zustand unseres Seins. Das, was wir als unsere Wirklichkeit angenommen haben, schränkt unser Leben ein.

4. Zeit haben.

Zeit für den Partner. Zeit für die schönen Dinge im Leben. Zeit – ein großes Thema. Ein bedeutender Unterschied zwischen der Urlaubszeit und anderen Zeiten ist es, dass wir im Urlaub den Menschen und den Dingen mehr Zeit und damit mehr Aufmerksamkeit schenken. Wir hören zu. Wir bemerken Gesten. Wir sehen das Außergewöhnliche. Ja, wir schmecken und riechen auch intensiver.

Ihr Lernwert für den Alltag:

Wissen Sie eigentlich immer, was Sie im Augenblick machen? Im Augenblick leben, kann Ihnen die Zeit geben, die Sie ständig vermissen. Die Zeit, die Sie Ihrem Gegenüber aufmerksam zuhören, kann viele Missverständnisse aus der Welt schaffen. Missverständnisse, die zu Fehlern führen, die im Nachhinein wieder Zeit für die Korrektur erfordern. Von Ihren Glücksgefühlen mal ganz abgesehen, wenn Sie spüren, wie verbunden Sie mit diesem Menschen gerade sind.

Aufmerksamkeit führt zu klaren Entscheidungen.

Können Sie keine Aufmerksamkeit geben, haben Sie möglicherweise die unbewusste Entscheidung getroffen, dass die Sache Ihnen im Moment nicht wichtig ist. Warum also, sollten Sie sich dann damit beschäftigen? Werden Sie sich dessen bewusst. Treffen Sie eine neue, bewusste Entscheidung. Dann bekommen auch alltägliche Dinge wieder ihren Reiz. Und es entsteht eine Unheimliche Ruhe in Ihnen.

Den Zeitwert der Erholung erhöhen

Urlaub unterbricht viele Routinen in uns. Und das ist gut so. Viele Dinge haben sich in unser Leben geschlichen, auf die wir getrost verzichten können. Das zu entscheiden ist jedem seine eigene Sache. Ich habe entschieden. Ich sehe meine Lebenszeit als Urlaubszeit. Und meine Urlaubszeit als Lebenszeit.

Man soll nicht im Urlaub ein anderer Mensch sein, sondern nach dem Urlaub.“

Gerhard Uhlenbruck, deutscher Immunbiologe und Aphoristiker

Wolfgang Bahre

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