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Jemanden mal so richtig die Meinung sagen

Diesen Wunsch haben viele.

Dann sollten Sie das auch tun! Dabei liegt die Betonung auf „richtig“. Wie das „richtig“ sein kann, lesen Sie in diesem Blogbeitrag.

Doch zunächst: Was verstehen Sie unter „Meinung“?

 

Meinung ist die eigene Sicht auf die Dinge. Vermischt mit unserer Bewertung.

Desweiteren sollten Sie sich im Klaren sein, was Sie wirklich wollen: Wollen Sie einfach nur Dampf ablassen oder wollen Sie, dass sich etwas nachhaltig ändert an der Beziehung zu dem Menschen, dem Sie mal Ihre Meinung sagen möchten?

Schauen wir nun, wie es dazu kommt, dass in uns das Gefühl aufkommt, dem anderen „mal so richtig die Meinung zu sagen“.

  1. Wahrscheinlich hat die Person etwas getan, was Sie verletzt hat oder etwas, von dem Sie sagen, dass man „das“ so nicht macht. Möglicherweise hat sie dies auch nicht zum ersten Mal gemacht.

Wenn die oben genannten Kriterien zutreffen ist es hilfreich sich bewusst zu machen, dass das Gefühl ‚Ärger‘ oder ‚Wut‘ schon seit längerem in Ihnen steckt.

Jetzt ist die Gefahr groß, dass Sie dem anderen Dinge an den Kopf werfen, die derjenige schon längst vergessen hat. Auf eine Art „Generalabrechnung“ sollten Sie jedoch verzichten. Dies würde den Graben in der Beziehung zu dem anderen nur vergrößern. Denn in der Regel führt das zu einem Schlagabtausch, bei dem einer als Verlierer vom Feld gehen wird.

Deswegen ist es wichtig, sofort zu reagieren, wenn Wut oder Ärger in Ihnen hochkommt.

Reagieren Sie sofort, wenn Wut oder Ärger in Ihnen hochkommt.

2. Wenn Sie eines dieser Gefühle spüren, sind wir schnell dabei, zu kritisieren, zu maßregeln, und den anderen schuldig zu sprechen. Diese Formen von moralischen Urteilen führen dazu die Menschen in Schubladen zu stecken. Irgendwann sind wir uns dann gar nicht mehr bewusst, dass wir allen Menschen, die uns begegnen, bereits vorverurteilt haben, noch bevor sie überhaupt irgendetwas getan haben.

Dazu eine kleine Geschichte:

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel.“

[Aus: Anleitung zum Unglücklichsein, Paul Watzlawick]

Wie geht es anders?

Indem Sie als erstes empathisch auf Ihre Gefühle reagieren.

Sie können zunächst mit Selbstempathie beginnen, indem Sie sich fragen, welches Bedürfnis mit Ihrem Gefühl in Verbindung steht.

Sind Sie wütend, dass Ihr Partner zu spät nach Hause gekommen ist und das Essen, das Sie zwei Stunden vorbereitet haben, jetzt kalt ist? So halten Sie inne.

Wut und Ärger entstehen nicht dadurch, dass ein anderer etwas gemacht hat! Sondern aus unseren Gedankenmustern, die wir in uns tragen.

Statt Ihre Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was Menschen Ihrer Meinung nach sind oder nicht sind, ist es zielführender Ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken, was Sie oder andere Menschen brauchen.

Von „Ich bin wütend, weil Du…“ hin zu „Ich bin wütend, weil ich…brauche“

Das Bedürfnis, welches in unserem Beispiel zu kurz gekommen ist, könnte Anerkennung sein.

Drücken Sie beispielsweise Ihren Ärger so aus: „Wenn ich sehe, dass Du zwei Stunden zu spät zum Essen kommst, bin ich wütend, weil mein Bedürfnis nach Anerkennung nicht erfüllt ist. Ich möchte, dass meine Arbeit mehr Anerkennung bekommt. Kannst Du mir sagen, ob Du bereit bist, mir zukünftig eine Nachricht zu schicken, wenn Du unsere Vereinbarung nicht einhalten kannst?

Beobachten Sie jetzt die Reaktion Ihres Gegenübers. Möglicherweise kann es sein, dass er Ihr Bedürfnis noch gar nicht gehört hat. Schließlich ist diese Form des Ausdrucks auch für ihn ungewohnt. Vielleicht weicht er aus, findet Entschuldigungen oder bagatellisiert die Angelegenheit. Wiederholen Sie die Frage oder bitten Sie ihn, zu wiederholen, was er von Ihnen gehört hat.

Diese Form Ärger auszudrücken erfordert allerdings Zeit. Und Übung.

Probieren Sie es doch einfach mal aus. Verzichten Sie auf Anschuldigungen und stellen das in den Vordergrund, was Sie stattdessen brauchen.

Zugegeben. Mir ist diese Art der Kommunikation anfangs sehr schwergefallen. Doch ich habe mir zwei Fragen gestellt:

  • Will ich ein Leben in Einklang mit meinen Werten führen?
  • Möchte ich die Beziehungen zu Menschen, die mir wichtig sind, vertiefen?

Das neu geschaffene Bewusstsein, das durch die Fragen entstanden ist, hilft mir dranzubleiben.

Heute ist es so, dass Wut und Ärger mir viel seltener meine Lebensqualität vermiesen. Und noch seltener verspüre ich das Bedürfnis, andere darunter leiden zu lassen.

Wenn auch Sie diesen Weg gehen möchten, hier ein Hinweis für Sie: 

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